Warum im Stress fast nichts mehr geht: Im Fahrstuhl im Gehirn nach unten.
Stress – er schleicht sich ein, oft unbemerkt, und plötzlich ist er überall: im Beruf, im Familienalltag, in Partnerschaften, im Freundeskreis. Er kann uns antreiben, aber auch blockieren. Und manchmal verwandelt er uns in Menschen, die wir selbst kaum wiedererkennen. Was passiert da mit uns?
🛗 Der „Hirn-Fahrstuhl“: Vom Denken zum Überleben
Unser Gehirn ist wie eine Zwiebel aufgebaut – in mehreren Schichten. Ganz außen liegt der präfrontale Cortex (Großhirn): hier planen wir, analysieren, denken strategisch … kurz: hier sind wir die souveränen Problemlöser unseres Alltags.
Doch wenn Stress zu groß wird geschieht etwas Bemerkenswertes: Die Aktivität in diesem Bereich bricht zusammen – wie auf einem Marktplatz, auf dem plötzlich alle durcheinanderschreien. Die Folge: es geht im „Hirn-Fahrstuhl“ ein Stockwerk nach unten.
👉 Nächster Halt: Gewohnheiten und Routine
Jetzt greifen wir auf tieferliegende Schichten zurück (Kleinhirn): wir versuchen das Problem mit Gewohnheiten und Routinen zu lösen – egal, ob sie wirklich zur Situation passen. Und wenn das nicht hilft, geht es noch ein Stockwerk nach unten:
👉 Nächster Halt: Kindheitsmuster
Hier greifen wir auf alte Kindheitsmuster zurück und versuchen so, das Problem zu lösen: wir werden laut, schmollen, ziehen uns zurück oder reagieren mit anderen Aktivitäten aus der Kindheit.
Führt auch das nicht zum gewünschten Ergebnis (was selten der Fall ist), geht es noch ein Stockwerk tiefer:
👉 Letzter Halt: Stammhirn (Hirnstamm)
Im Stammhirn angekommen (evolutionär mit ca. 400 Mio. Jahren der älteste Teil des Gehirns) springt unser Notfallprogramm an. Rationales Denken? Fehlanzeige. Hier verfügen wir nur über drei Möglichkeiten, die unser nacktes Überleben sichern sollen:
1. Angriff (kämpfen)
2. Flucht (flüchten)
3. Ohnmächtige Erstarrung (totstellen)
Jeder Mensch hat seine bevorzugte „Überlebensstrategie“. Springt das Notfallprogramm an, ist der Verstand ausgeschaltet und wir handeln nur noch instinktiv. Und genau in diesem Zustand sasgen wir Dinge, die wir gar nicht meinen, verletzten andere oder blockieren völlig.
Was bedeutet das für Sie persönlich?
Stress ist nicht unser Feind, er will uns schützen. Aber er nimmt uns die Wahlfreiheit. Wenn Sie jedoch verstehen, wie Ihr eigener Fahrstuhl funktioniert, wie Sie persönlich auf Stress reagieren, gewinnen Sie etwas Entscheidendes zurück: die Möglichkeit, rechtzeitig auf „Stopp“ zu drücken.
Stellen Sie sich vor, Sie merken: „Ah, mein Stress fährt mich gerade ein Stockwerk tiefer.“ Allein dieses Bewusstsein verändert schon etwas. Es gibt Ihnen die Chance, kurz innezuhalten, tief durchzuatmen und dann den Fahrstuhl wieder nach oben zu schicken.
Persönlichkeitsentwicklung beginnt im Alltag
Sich selbst im Stress zu beobachten, ist ein wichtiger Schritt der Persönlichkeitsentwicklung. Sie lernen nicht nur, mit sich selbst milder umzugehen, sondern auch, andere besser zu verstehen. Denn hinter dem schroffen Wort, dem Rückzug oder der Überreaktion steckt oft nichts anderes als ein Mensch, dessen Fahrstuhl gerade unten im Keller gelandet ist.
Fazit: Wenn wir uns mehr bewusst sind, wie und warum wir reagieren, können wir uns verändern und weiterentwickeln. Wer seine individuelle Persönlichkeit kennt, kann Stress nicht nur besser managen, es hilft auch, das Verhalten anderer Menschen besser einordnen zu können.
👉 Und jetzt Sie: Wie reagieren Sie im Stress? Was ist Ihre bevorzugte „Überlebensstrategie“?
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